“Räume des Lesens” – der Auftakt für die “Freiräume” im Rückblick

Wie angekündigt, startete Gernsbachs diesjähriges “Freiräume”-Programm mit dem ersten Gespräch aus der Reihe des Arbeitskreises Stadtgeschichte. Es diskutierten Sabine Katz, Verlegerin und Buchhändlerin aus Gernsbach, und Ulrich Maximilian Schumann, Dozent für Europäische Stadt und Kultur sowie Mitglied im Arbeitskreis Stadtgeschichte.

Gerade weil die Buchbeispiele den Anwesenden bekannt waren, dürfte es überascht haben, wie man sie auch lesen kann, wie sich darin wirkliche und erfundene Räume zu den Räumen der Vorstellung verbinden, in denen sich die Geschichten entwickeln und in die wir Lesende hineingezogen werden. Klassiker machen den Übergang zwischen diesen Welten selbst zum Thema, etwa wenn der sprechende Hase Alice durch seine Höhle ins “Wunderland” führt (“Alice im Wunderland”, Lewis Carroll), die Kinder durch einen Schrank in das Phantasiereich “Narnia” gelangen (“Chroniken von Narnia”, Clive Staples Lewis) oder der lesende Junge Bastian durch ein besonderes Buch zum Teil von Michael Endes “Unendliche Geschichte” wird.

Sabine Katz berichtete lebendig aus ihrer reichen Erfahrung im Buchhandel, wie intensiv die Handlungen von Büchern unser Leben ganz konkret hier in Gernsbach bestimmen – und oft auch direkt unsere Identität prägen, vor allem dort, wo der Ort und seine Umgebung selbst zum Thema wird, so in Wilhelm Hauffs klassischem Murgtalmärchen “Das Kalte Herz”, Berthold Auerbachs “Schwarzwälder Dorfgeschichten” oder in unserer Zeit den “Holzbaronen” von Casimir Katz.

Von solchen Beispielen ausgehend, gab das Gespräch dann sogar auch Antworten darauf, warum Bücher durch Illustrationen oder Verfilmungen an kreativer Kraft einbüßen können und warum sie letztlich doch nicht vollständig durch andere, beispielsweise elektronische Medien zu ersetzen sind.

Bild: Regina Meier