Bei einem Besuch im Holocaust Center San Francisco der Jewish Family and Children’s Services (JFCS) überreichte Regina Meier dem Archivar Andrew Roth die jüngste Broschüre des Arbeitskreises Gernsbach „20. Oktober Gernsbach“. Die Einrichtung, die sich der Erinnerung an die Opfer und Überlebende des Holocausts und der Weitergabe an zukünftige Generationen widmet, geht auf das Jahr 1979 zurück, als es als Holocaust Library and Research Center of San Francisco mit 1.000 Büchern und 200 Dokumenten, Fotos und Artefakte begann. Damals wurde es als private Initiative als Protest gegen eine Nazi-Buchhandlung gegründet, dem Rudolf Hess Bookstore in San Francisco. 2010 wurde es zu einer Abteilung des JFCS. Durch die langjährige Freundschaft zu Laura Jamieson, die bei JFCS gearbeitet hat und deren Großvater aus Gernsbach stammt, wurde der Kontakt zu der Institution für den Arbeitskreis Stadtgeschichte Gernsbach hergestellt.
Ende der siebziger Jahre wurde erstmals der Holocaust-Gedenktag in San Francisco begangen, der seither jährlich stattfindet. Aus dieser Initiative wurde 1984 auch bei dem Californian Palace oft he Legion of Honor eine Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts geschaffen. Die Inschriften in den Gedenktafeln enden mit einem Auszug aus dem Lied eines jüdischen Partisanen, der dies 1943 im Wiener Ghetto geschrieben hat: „Never say there is no hope.“
Zwischenzeitlich bewahrt das Archiv eine große Sammlung von Briefen und Dokumenten von osteuropäischen Immigranten auf. Anhand dieser Nachweise lässt sich die Flucht aus Nazi-Deutschland oft lückenlos rekonstruieren.
Viele Familien-Zeugnisse betreffen auch Jüdinnen und Juden, die über Shanghai den Weg nach San Francisco gefunden haben – da gibt es noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Einen großen Teil des Archivs machen die Aufzeichnungen der mündlichen Erzählungen von Überlebenden des Holocausts aus, die in San Francisco und der Bay Area eine neue Heimat gefunden haben.
Ganz im Sinne der Mission des Holocaust-Centers, eine Zukunft für alle zu schaffen, die Hass und Erniedrigung anderer ablehnen, wurde in jüngster Zeit das Thema des Schicksal der Native Americans aufgenommen. Dabei wurde ein Programm des California Teachers Collaborative integriert, das die Weiterbildung von Lehrern umfasst, die die Geschichte der Ureinwohner Amerikas in ihrem Unterricht vorurteilsfrei vermitteln.
Mit einem Rundgang durch die Räume des Archivs endete der intensive Austausch der Gedenkarbeit diesseits und jenseits des Ozeans. Archivar Andrew Roth, der einige Jahre in Berlin gearbeitet hat, konnte dabei einige Gegenstände aus den Vermächtnissen von jüdischen Überlebenden des Holocausts zeigen. Er nimmt gerne die Broschüre des Arbeitskreises Stadtgeschichte Gernsbach mit Texten von Jugendlichen, die sich intensiv mit der Geschichte der Opfer des Nazi-Deutschlands beschäftigt hatten, in die Bibliothek des Holocaust-Centers San Francisco auf.