Folgende Anmerkungen zur genaueren Datierung der Annenstatue könnten interessant sein:
In „Die Kunstdenkmäler Badens, Landkreis Rastatt, Karlsruhe 1963“ heißt es:
„Rechts vom alten Rathaus: hl. Anna mit Buch, auf der Brust Sonnenscheibe, Sandstein. Gestiftet 1719 vom Speyerischen Amtmann Caspar Bizberger … Sockel mit Rustika vorn und Beschlagwerk links sowie kannelierte Säule 16. Jh. – Stand früher an der Liebfrauenkirche.“ Die Aussagen werden allerdings hier nicht näher belegt.
In einer „Beschreibung der evangelischen Kirche in Gernsbach und der Grafschaft Eberstein/ 1579, 1624“ (Generallandesarchiv Karlsruhe 203, 598, fol.4) heißt es:
„… die Herren cathol. fingen zwar an ihre prozessionen und umgängen weiter als vorhero zu extendiren, es wurde ein hölzernes Kreutz ao 1719 vor oberen Thor und nach der Hand ein steinernes außerhalb dem Stättle gegen den flecken hörten zu aufgerichtet, welches man evangelischerseits mit gelassenheit angesehen und man auch noch weiter gewesen, als der ?ige speyerische Vogt Bizberger ao 1736/7 vor sein eigen vor sich in dem Stättle erbautes Haus ein steinernes bildnis Hl. Anna setzen ließ.“
August Eisenlohr, Kirchliche Geschichte der Grafschaft Eberstein seit der Reformation, Karlsruhe 1876, S. 89, bezieht sich auf diese Quelle, wenn er schreibt:
„Unter solchem obrigkeitlichen Schutz fing die katholische Partei an, die Prozessionen weiter auszudehnen: es wurde 1719 ein hölzernes Cruzifix vor dem oberen Thor, ein steinernes gegen Hörden errichtet; Vogt Bizberger ließ an seinem Amthause (dem ehemals Schoberschen, jetzt Gerlachschen Haus neben dem Rathaus) eine Statue der hl. Anna aufstellen.“
Das „Schobersche“ Haus lässt sich anhand der Volkszählung vom Juli 1848 (Stadtarchiv Gernsbach, handschriftlich) identifizieren. Die maßgebliche Stelle aus der Volkszählungsakte Nr. 4 ist unten in Druckschrift aufgeführt. Die Zählung der Häuser steigt auf der Seite des Alten Rathauses vom Haus Grötz (heute Hauptstr. 21) ab bis zum Haus der Dorothea Schober (heute vermutlich Hauptstr. 13) und biegt dann unter Auslassung des Alten Rathauses (heute Hauptstr. 11) in die Amtsstraße ab. Danach war das „Schobersche Haus“ vermutlich das Haus bergwärts neben dem heutigen „Alten Rathaus“ (heute Hauptstraße 13, ehemals Café Fischer). Dieses Haus gehörte 1848 der Witwe Dorothea Schober. Auf einem Foto aus dem Jahr 1936 stand die Heilige Anna noch vor diesem Haus.
Näheres zu Caspar Bizberger:
In Dokumenten des Generallandesarchivs Karlsruhe ist Caspar Bizberger (geboren um 1695, Heirat ca 1719) als speyerischer Vogt zwischen 1721 und 1752 nachgewiesen. In der katholischen Liebfrauenkirche befindet sich eine von ihm und seiner Frau Elisabeth gestiftete marmorne Gedenktafel für drei zwischen 1726 und 1733 geborene und bald wieder verstorbene Kinder des Ehepaares. Vielleicht liegen hier die Gründe, warum der Vogt gerade die Heilige Anna als Beschützerin der Familien besonders verehrte.
(Cornelia Renger-Zorn)