Figuren der Revolution als Provokateure

Von den Vorschlägen aus dem Arbeitskreis Stadtgeschichte, was das Altstadtfest 2024 noch attraktiver machen und mit dem Jubiläumsthema ,,175 Jahre Badische Revolution” verbinden könnte, ist auch meine Idee umgesetzt worden, damalige Revolutionäre und genauso Revolutionärinnen als lebensgroße Figuren mitten hinein ins Festgeschehen zu stellen. Die Wiedergänger der Vergangenheit würden so zu unseren Zeitgenossen werden und zugleich als praktische Hinweiser dienen.

So mischten sich tatsächlich am vergangenen Wochenende zwanzig aus der Zeit gefallene Gestalten wie selbstverständlich unter das Publikum – und das, obwohl sie Waffen und Fahnen tragen. Freilich sind sie gänzlich harmlos, denn sie sind aus Holzplatten geschnitten und schwarz gestrichen worden, womit sie auch den damals so beliebten Scherenschnitten ähneln. Vier unterschiedliche Motive – je zwei Frauen und Männer – sind im Bauhof der Stadt Gernsbach ausgesägt, gestrichen und montiert worden, mit großer Professionalität und Freude an der Arbeit.

Aber wer sind die Figuren, und wie haben sie es letztlich auf die Platten gebracht?

Elise Blenker

Nur eine der Figuren lässt sich namentlich benennen, Elise Blenker, die bekannte und, ja, berüchtigte Revolutionärin, die sich an den Plünderungen im Schloss Eberstein beteiligte und sich später in die USA flüchtete (links und auf dem Bild oben die Figur ganz rechts). Die übrigen drei Charaktere sind von namenlosen Verkörperungen der Revolution inspiriert worden. Zusammen aber stellen sie typische Haltungen und Gesten dar: ein fahnenschwenkender Zylinderträger, ein mit Hut und Degen jubelnder Barrikadenbesteiger, eine Revolutionärin mit einer Fahne und einem genauso bauschenden Kleid sowie eben die Anweisungen gebende und ein Gewehr über der Schulter tragende Anführerin Blenker.

Die kleine Bilderfolge unten zeigt im Zeitraffer, wie sich diese Figuren aus den Graphiken emanzipierten, von mir in einer Skizze umrissen, an die Umsetzung in brüchiges Holz angepasst, auf eine 1:1-Schablone vergrößert, diese ausgeschnitten und auf die Holzplatten übertragen wurden, um dann von den Kollegen im Bauhof fertiggestellt zu werden.

       

Spätestens nachdem sich viele Menschen viel Arbeit damit gemacht und auch wertvolles Material verwendet haben, war es die einhellige Meinung, dass man die Figuren für weitere Einsätze aufbewahren wird. Vielleicht wird man sie also irgendwann noch einmal in der Gernsbacher Altstadt auftauchen sehen.