Georg Friedrich Abel war von 1862 bis 1900 Bürgermeister der Stadt Gernsbach, so lange wie kein anderer vor oder nach ihm. Seine Tochter Auguste unterstützte ihn bis zu ihrer Heirat tatkräftig im Büro – und sie legte eine umfangreiche Sammlung von Kochrezepten an, die jetzt den Weg ins Stadtarchiv gefunden haben.
Georg Friedrich Abel steht wie kein anderer für die Geschichte Gernsbachs von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. 1828 geboren, schloss er sich 1849 der Badischen Revolution an, flüchtete nach deren Niederschlagung im gleichen Jahr in die USA, konnte 1856 nach einer Amnestie zurückkehren und wurde nur sechs Jahre später zum Bürgermeister gewählt. In seine lange Amtszeit fallen so grundlegende Dinge wie die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, die Öffnung der Höheren Bürgerschule für Mädchen oder die Schaffung einer zentralen Wasserversorgung.
Die 1865 geborene Auguste war seine älteste Tochter und das dritte von insgesamt neun Kindern aus zwei Ehen. Sie half nicht nur ihrer Mutter in Haus und Garten, sondern erledigte auch Schreib- und Büroarbeiten für ihren Vater. Dieser hatte nämlich zusätzlich zu seinem Bürgermeisteramt eine Sägemühle in Obertsrot errichtet, die ihn halbtags forderte. 1889 heiratete Auguste Abel den Würzburger Baumeister Adam Fiederling und zog ins Bayerische.
Leider lassen sich nur Mutmaßungen anstellen, wann sie ihre ursprünglich 79 Seiten umfassende Rezepte-Sammlung anlegte, von dem der größte Teil wohl in einem Zug niedergeschrieben wurde. Da sie Papier für Kontierungen verwendete, ist es allerdings durchaus möglich, dass das Manuskript noch in Gernsbach entstand. Dafür sprechen auch Rezepte wie „Froschschenkel in Tunke“ oder „Leberspatzen“, die eher auf badische als auf fränkische Küche verweisen. So liegt es also nahe, dass in den 1880er Jahren im Hause Abel im heutigen Blumenweg 1 Gerichte auf den Tisch kamen, die auf diesen Rezepten basierten.
Das Manuskript, bei dem die ersten zwölf Seiten leider fehlen, befand sich bislang im Besitz ihres Enkels, des inzwischen 94-jährigen Otto Fiederling. Auf Vermittlung von Regina Meier (Arbeitskreis Stadtgeschichte) gelangte es nun in das Stadtarchiv Gernsbach und stellt hier eine kulturgeschichtlich hoch interessante Quelle dar.
Text: Stadtarchiv Gernsbach
Freundlicherweise wurde von der Familie eine Federzeichnung des großelterlichen Hauses der Familie Abel, Blumenweg 1, aus dem Jahr 1911 zur Verfügung gestellt, ebenso wie das Bild von Auguste Abel – jeweils gezeichnet von Otto Fiederling.