Im Januar 2024 machten sich Mitglieder des Arbeitskreises Stadtgeschichte Gernsbach und Dominic Breyer, Vertreter des Stadtbauamtes Gernsbach, auf den Weg, etwas über die laufenden Untersuchungen an der Statue der Heiligen Anna zu erfahren. Derzeit wird die historische Figur einer gründlichen Bestandsaufnahme in den Werkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege in Esslingen unterzogen. Dabei kommt unter den zahlreichen Malschichten eine anmutige Figur zutage, die allerdings durch die Witterungseinflüsse stark gelitten hat und über die Jahrhunderte so manche Überarbeitung erfahren hat.
Im Mai 2023 wurde die Heilige Anna von ihrem angestammten Platz vor dem Alten Rathaus abgebaut und nach Esslingen gebracht. Dr. Dörthe Jakobs, Hauptkonservatorin und Leiterin Fachgebiet Restaurierung am Landesamt für Denkmalpflege, und Roland Lenz, Professor für Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei, Architekturoberfläche und Steinpolychromie von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, haben die Statue angenommen und die wissenschaftliche Inspektion zugesagt.
Zwei Masterstudierende, Leandra Schöll und Benno Stadtherr, haben sich in den vergangenen acht Monaten intensiv mit der Heiligen Anna auseinandergesetzt und in ihrer Masterarbeit bedeutende Ergebnisse zutage gefördert. Fesselnd und verständlich aufgearbeitet konnten die beiden Studierenden die fachlich fundierte Analyse Besuchern und Fachleuten präsentieren. Anhand von hauchdünnen Entnahmen, welche mit dem bloßen Auge fast nicht sichtbar sind, konnten sie die Risse in den Malschichten, den biogenen Bewuchs und Mikroorganismen nachweisen. Aus einer winzig kleinen Probe wurde in der Werkstatt eine großformatige Aufnahme auf die Leinwand projiziert.
Für die Studierende stellt die Heilige Anna aus Gernsbach nicht nur in technischer Sicht eine Herausforderung dar. Vielmehr gehört zu deren Untersuchungsgebiet auch der weitere Weg der Skulptur. Denn mit der Untersuchung und mit der Restaurierung ist es allein noch nicht getan. Nur wenn das Kunstwerk von der Öffentlichkeit angenommen und geschätzt wird, entfaltet es seine wahre Größe.
Für die Gernsbacher Delegation war der Besuch in den Werkstätten ein spannender Einblick in die Arbeitsweise von Restauratoren. Bei einem Besuch auf dem Rotenberg und der Grabkapelle auf dem Württemberg klang dieser geschichtsträchtige Ausflug ins Neckartal aus.
Bei der Rückkehr nach Gernsbach grüßte eine weitere Heiligenfigur an der Stadtbrücke: Der Heilige Nepomuk. In einem Rücken wurde an diesem Tag mit dem Abbau des Silos an der Brückenmühle begonnen. Auch ein geschichtsträchtiges Datum.